Die Präeklampsie ist eine mit einer Schwangerschaft einhergehende Komplikation, die definiert ist als nach der 20. Schwangerschaftswoche auftretende Blutdruckwerte von ≥140/90 mmHg in Verbindung mit einer krankhaften Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie).
HELLP-Syndrom und Eklampsie bei der Schwangeren, Wachstumsrückstand beim Feten sind gefürchtete Folgen. Ausführlich werden diese Krankheitsbilder auf den Seiten "
Bluthochdruck & Präeklampsie" und "
Fetale Wachstumsprobleme" erläutert.
Wie hoch ist das Präeklampsierisiko?
- 2-8 % bei Erstgebärenden
- 20 % bei vorbestehendem Diabetes mellitus
- 40 % bei moderater/schwerer Niereninsuffizienz
Wie hoch ist das Wiederholungsrisiko?
- 14 % bei Zustand nach Präeklampsie
- 40 % bei Zustand nach schwerer Präeklampsie
Wenn Schwangerschaften mit hohem Präeklampsie-Risiko jedoch bereits frühzeitig in der Schwangerschaft identifiziert werden, können diese
intensiver überwacht
werden. Dies ermöglicht eine frühere Diagnose klinischer Krankheitssymptome und/oder eine frühere Identifizierung von Feten mit Wachstumsrückstand. Und je früher dies erkannt wird, desto günstiger ist dann auch die Prognose für Mutter und Kind. Darüber hinaus
profitieren
diese Schwangerschaften von einer pharmakologischen Behandlung. Die Einnahme
von 150 mg Acetylsalicylsäure
(z. B. 1 1/2 Tbl. ASS 100 mg Hexal®)
täglich
jeden Abend bewirkt nach Studienlage eine deutliche Reduktion des Auftretens bei Frauen mit hohem Risiko für eine Präeklampsie. Das Risiko für das Auftreten einer Präeklampsie vor der 34. Schwangerschaftswoche (SSW) wird dann um 80 %, vor der 37. SSW um 63 % und vor der 37. SSW um 15 % gesenkt. Die Medikation sollte von der 13. bis zur 36. SSW erfolgen. Wichtig ist ein Beginn vor der 17. SSW, weil bei späterem Beginn wohl kein Nutzen mehr vorliegt. Nach der 36. Woche sollte Acetylsalicylsäure nicht mehr eingenommen werden, damit die Blutgerinnung unter der Geburt dadurch nicht mehr beeinflusst ist. Das Medikament ist für diese Indikation nicht zugelassen (
Off-Label-Use). Acetylsalicylsäure kann allerdings das Auftreten einer Präeklampsie bei Patientinnen mit vorbestehendem Bluthochdruck nicht verhindern.
Die Berechnung des Risikos für eine Präeklampsie erfolgt mit der gleichen Software der FMF London wie für die Berechnung des Risikos für das Vorliegen einer Trisomie 21 im Rahmen eines
Ersttrimester-Screenings. Es liegt die notwendige Zertifizierung vor.
Folgende Parameter können der Berechnung des Risikos zugrunde gelegt werden:
- Krankengeschichte
- Scheitel-Steiß-Länge zur Schwangerschaftsdatierung
- Dopplersonographie der Arteriae uterinae (Gebärmutterarterien)
- Mittlerer arterieller Blutdruck der Schwangeren
- Ggf. die Laborparameter PAPP-A (verdächtig sind Werte von ca. 0,8 MoM und darunter) und/oder PlGF
Ein Präeklampsie-Screening kann nur als
individuelle Gesundheitsleistung
(IGeL) angeboten werden. Es wird in der Regel zusammen mit dem Ersttrimester-Screening durchgeführt.