Hyperhomocysteinämie/MTHFR-Mutation:Als weiterer unabhängiger Risikofaktor für Thrombosen gilt ein erhöhter Spiegel der Aminosäure Homocystein im Blut, Hyperhomocysteinämie genannt,
hervorgerufen
z. B.
durch die sogenannte MTHFR-Mutation. Bei der MTHFR-Mutation handelt es sich um den häufigsten angeborenen Defekt im Stoffwechsel der Folsäure. Die sogenannte Methylentetrahydro-folatreduktase (MTHFR) ist ein Enzym. Es wird zur Verstoffwechselung von Homocystein benötigt. Homocystein wiederum ist ein schädliches Zwischenprodukt des Aminosäurestoffwechsels. Es wird aus der Aminosäure Methionin gebildet und entweder unter Beteiligung der MTHFR in einer Folsäure- und Vitamin B12-abhängigen Reaktion in Methionin zurückverwandelt oder unter Beteiligung von Vitamin B6 in die Aminosäure L-Cystein umgebaut. Durch eine Mutation des MTHFR-Gens entsteht eine Enzymvariante, die aufgrund des dadurch bedingten Funktionsverlustes einen verminderten Abbau des Homocystein verursacht, es entsteht eine Hyperhomocysteinämie. Die MTHFR-Variante kommt häufig vor und bei etwa 9-11 % der europäischen Bevölkerung sind beide Gene betroffen (homozygot), bei 30-40 % nur eines der beiden Gene (heterozygot).
Patienten mit der
homozygoten Form
haben signifikant erhöhte, Patienten mit der
heterozygoten Form
geringfügig erhöhte Homocystein-Spiegel im Blut. Das Ausmaß der Höhe des Homocystein-Spiegels ist dabei anscheinend stark abhängig von der Folsäure-Konzentration im Blut.
Patienten mit einer Faktor-V-Leiden-Mutation haben ein besonders hohes Thromboserisiko, wenn gleichzeitig die homozygote MTHFR-Mutation vorliegt. Bei homozygoten Merkmalsträgerinnen wird zudem über eine
erhöhte Fehlgeburtsrate
berichtet.
Ein nur um 10-15 % erhöhter Homocysteinspiegel steigert das Risiko für Thrombosen um das 3-4fache. Die Hyperhomocysteinämie gilt auch als Risikofaktor für koronare Herzerkrankungen (Erkrankung der Herzkranzgefäße, in den meisten Fällen durch Arteriosklerose verursacht) sowie Neuralrohrdefekte (eine angeborene Fehlbildung). Der Homocysteinspiegel lässt sich mit Gabe von Tabletten mit
Vitamin B6, B12 und Folsäure, z. B. FolPlus®, in der Regel innerhalb von 6 Wochen normalisieren. Ist der Homocysteinspiegel im Normbereich und liegen sonst keine weiteren Risikofaktoren vor, besteht kein erhöhtes Thromboserisiko und somit keine Kontraindikation für die Einnahme hormoneller Kontrazeptiva.
Die MTHFR-Mutation wird autosomal-rezessiv vererbt, d. h. die Besonderheit tritt in voller Ausprägung nur dann in Erscheinung, wenn sich auf jeweils beiden Chromosomen (1 bis 22, also nicht den Geschlechtschromosomen X und Y) die gleiche Mutation in einem bestimmten Gen findet. Der betreffende Mensch hat jeweils eine Veränderung von seinem biologischen Vater und eine von seiner biologischen Mutter geerbt.
Einige mögliche
Indikationen für eine MTHFR-Mutationsuntersuchung
sind:
- Erhöhte Homocysteinwerte im Blut
- Patientinnen mit einer Thrombose
- Eine bekannte Thrombophilie bei Eltern oder Geschwistern (besonders bei Faktor-V-Leiden-Mutation)
Für die Laboruntersuchung auf Homocystein stehen besondere Monovetten der Firma Sarstedt (Homocysteine Z-Gel/2.7 ml) zur Verfügung. Zur Blutabnahme muss die Patientin nüchtern sein.