Das Lipödem ist eine chronische und fortschreitende Erkrankung, die circa 10 % der weiblichen Bevölkerung betrifft, und durch eine übermäßige symmetrische Unterhautfettgewebsvermehrung der Beine
und Arme gekennzeichnet ist. Eine Mitbeteiligung der Arme wird allerdings nur bei rund einem Drittel der Betroffenen festgestellt. Charakteristisch sind Berührungs-, Druck- und Spannungsschmerzen, im Krankheitsverlauf zunehmende Ödeme, die durch Orthostase verstärkt werden, sowie eine Hämatomneigung
nach Bagatelltraumen. Erste Symptome manifestieren sich häufig in Phasen hormoneller Umstellungen (Pubertät, Schwangerschaft, Menpause). Der Progress ist nicht vorhersehbar und individuell unterschiedlich. Neben den hormonellen Einflüssen ist von einer genetischen Disposition auszugehen, da häufig mehrere weibliche Mitglieder einer Familie betroffen sind.
In Bezug auf eine angestrebte Schwangerschaft lässt sich zu deren Auswirkung auf das Lipödem keine Prognose abgeben. In der Regel nehmen aber die Beschwerden während der Schwangerschaft zu, um sich dann nach Entbindung wieder zu bessern.
Die Ursache der Erkrankung ist bislang nicht hinreichend geklärt.
Die klinischen Kriterien
für die Diagnosestellung sind:
- beidseits symmetrische disproportionale Fettgewebshypertrophie der Extremitäten
- Aussparung der Hände und Füße
- Beteiligung der Arme in ca. 30 % der Fälle
- Schwere- und Spannungsgefühl der betroffenen Extremitäten
- Druck- und Berührungsschmerz
- starke Hämatomneigung
- stabiler Extremitätenumfang bei Gewichtsreduktion oder Kalorienrestriktion
- Symptomverstärkung im Tagesverlauf
- sichtbare Gefäßzeichnungen um Lipo-Depots
- Hypothermie der Haut
Die Diagnosestellung
erfolgt in der Regel klinisch und kann fachärztlich qualifiziert durch Phlebologen gestellt werden. Die Unterscheidung zwischen Adipositas und Lipödem kann schwierig sein, da diese Entitäten häufig kombiniert auftreten.
Zur Schweregradeinteilung
werden maßgeblich die Struktur der Hautoberfläche und der Palpationsbefund berücksichtigt:
- Stadium I: Haut glatt, kleine Knötchen, reversible Ödeme
- Stadium II: Haut uneben und wellig, walnussgroße Knoten, nicht reversible Ödeme
- Stadium III: ausgeprägte Sklerose, verdickte und indurierte Haut, deformierende Fettdepots, großknotige Veränderungen
Die konservativen Therapien
können Beschwerdelinderung verschaffen, nur wenig eine Formveränderung der Extremitäten herbeiführen. Sie umfassen:
- Manuelle Lymphdrainage
- Kompressionstherapie mit maßgefertigter flachgestrickter Kompressionskleidung der Klassen II-III
- Physio- bzw. Bewegungstherapie
- Ernährungsberatung und Gewichtsmanagement
- Psychosoziale Therapie
- Schulung zu Selbstmanagement
Das Lipödem verhält sich resistent bei Maßnahmen zur Gewichtsreduktion im Rahmen einer Adipositastherapie. Bei unzureichendem konservativen Therapierfolg kann eine lymphbahnschonende Liposuktion
als Maßnahme zur dauerhaften Reduktion des Fettgewebes erwogen werden. Aufgrund einer niedrigen Evidenzlage dieses Verfahrens werden die Kosten nur in Ausnahmefällen im Stadium III von den Krankenkassen übernommen.