Komplementäre Medizin

Gynäkologie - Bösartige Erkrankungen - Komplementäre Medizin

Unter dem Begriff "Komplementäre Medizin" werden verschiedenste Therapien einschließlich bestimmter Produkte zusammengefasst. Dazu zählen die Psychoonkologie, Sport und Bewegung, Ernährungsberatung, Vitaminpräparate, Immunstimulanzien wie Mistel- und Thymuspräparate, die Homöopathie, die große Gruppe der Roboranzien, Enzympräparate, Weihrauch- oder Ölkapseln, die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit speziellen Praktiken wie Akupunktur, verschiedene Diäten, Tees (z. B. Mate, Lapacho), Kräutertherapien, Tierextrakte (z. B. Haifischprodukte), die Aromatherapie, physikalische Therapien (z. B. Yoga), spirituelle Praktiken (Gebet oder Meditation), Klang-, Aroma- und Farbtherapien bis zu völlig undefinierbaren Substanzen und Therapien.

Komplementäre Medizin wird als eine Gruppe diverser Gesundheitsfürsorge- oder medizinischer Systeme, Praktiken und Produkte definiert, die gegenwärtig nicht als Teil der konventionellen Medizin gelten. Sie wird zusammen mit der konventionellen Medizin eingesetzt, insbesondere zur Symptomkontrolle und Lebensqualitätsverbesserung.

Körperliche Aktivität, zum Beispiel viermal die Woche 30 bis 45 Minuten Ausdauertraining, wird positiv bewertet. Fettreduzierte und ballaststoffreiche Ernährung sind empfehlenswert. Eine moderate Gewichtsreduktion von ca. 3 kg scheint bei Patientinnen mit einem BMI über 25 kg/m² die Prognose nach Brustkrebs zu verbessern. Von übermäßigen Alkoholkonsum und Rauchen sollte Abstand genommen werden.

Empfehlungen für eine gesundheitsförderliche Ernährung:

  • Empfohlen wird eine betont pflanzliche Ernährung (frisch, tiefgekühlt, getrocknet) mit Blattgemüse (Folsäure), Fruchtgemüse (z. B. Tomaten - Lycopin), Kohlgemüse (Glucosinolate), Alliumgewächsen (Lauch, Zwiebel, Knoblauch, Bärlauch, usw.), Pilzen, Beeren- und Obstfrüchten sowie heimischen, aber auch enzym- und carotinreichen Exoten wie Papayas, Ananas und Granatäpfeln, ferner mit Süd- bzw. Zitrusfrüchten (Flavonoide und Terpene), Nüssen und Saaten (Selen!), Hülsenfrüchten, Meeresgemüse (aus kontrollierter Erzeugung), Knollengemüse wie Topinambur, Pastinake und Süßkartoffeln etc.
  • Es sollten hingegen wegen der häufig qualitativ geringwertigen Zutaten und der hohen Anteile an gesättigten Fettsäuren weniger Fleischwaren, insbesondere weniger Wurstwaren konsumiert werden.
  • Empfohlen werden ferner Milchprodukte, naturell bzw. fettarm, möglichst in Bio-Qualität (aufgrund des gesünderen Fettsäurespektrums, was sich aus der artgerechteren Fütterung der Tiere ergibt).
  • An Kohlenhydraten werden solche in komplexer Form empfohlen, d. h. Vollkornprodukte anstatt Weißmehlprodukte, weil Vollkornerzeugnisse mehr Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten und weil die glykämische Last geringer ist. Denn dementsprechend ist die Insulinantwort niedriger - und daher auch die möglicherweise Krebszellwachstum-fördernde Wirkung von Insulin bzw. von Wachstumsfaktoren wie IGF-I (Insulin-like Growth Factor I) und weiterer Substrate.
  • Vermieden werden sollten größere Mengen an Zucker in Form von Limonaden, Süßigkeiten und Fertigbackwaren, ebenso alkoholische Getränke (da durch Alkohol die Östrogenproduktion erhöht und Übergewicht gefördert wird).
  • Kräuter und Gewürze sollten täglich verwendet werden, d. h. Garten-, Salat- und Küchenkräuter aus europäischer Tradition inklusive Mittelmeer-typischer Sorten wie z. B. Petersilie und Rosmarin sowie Sorten aus asiatischer Tradition wie Ingwer, Curcuma etc. (weil Kräuter bzw. Gewürze vitamin- und mineralstoffreich und besonders antioxidativ wirksam sind).
  • Aus denselben Gründen sollten auch täglich Tees konsumiert werden (inklusive der unfermentierten Sorten von Camellia Sinensis, also Grün- und Weißtees).
  • Omega-3-Fettsäuren sollten gegenüber Omega-6-Fettsäuren bevorzugt werden. Das heißt konkret: Mehr Seefisch (mindestens 1x wöchentlich; liefert zusätzlich Jod und Vitamin D), mehr Raps-, Walnuss-, Lein- und Hanföl konsumieren, weniger Sonnenblumen-, Distel- und Maiskeimöl.
  • Empfohlen wird ferner eine aktive Darmpflege durch den Konsum von Probiotika (Sauermilchprodukten) und ballaststoffreichen Lebensmitteln, z. B. Äpfeln (Pektin).
  • Insgesamt gilt es, einen Nährstoffmangel durch die Einnahme von Supplementen auszugleichen, eine optimale Versorgung durch die Zufuhr natürlicher Lebensmittel zu gewährleisten, was sich durchaus auch positiv auf den Säure-Basen-Haushalt auswirkt und Fatigue entgegenwirken kann.

 

Was essen bei Krebs?

Vitamin D:
Ein Vitamin D-Defizit begünstigt einerseits die Entstehung von
Brustkrebs und anderen Karzinomen, insbesondere Dickdarmkrebs, anderseits spielt Vitamin D eine wichtige Rolle im Immunsystem, indem es sogenannte Makrophagen (Fresszellen) aktivieren kann. Der Ausgleich eines Vitamin D-Mangels mindert die Nebenwirkungen einer Tumortherapie.
Auch aus osteologischer Sicht ist eine ausreichende Vitamin D-Versorgung wünschenswert. Onkologische Therapien wie Chemotherapien und Behandlungen von Brustkrebs mit Aromatasehemmern beeinflussen den Knochenstoffwechsel negativ und können zu einer
Verminderung der Knochendichte bis hin zur Osteoporose führen.
Um einen eventuell vorhandenen Mangel aufzudecken, hat sich die Bestimmung von 25(OH)-Vitamin D bewährt. Es stellt als Vorstufe des wirksamen Metaboliten das Hauptreservoir des Körpers dar. Seine Halbwertszeit beträgt 2-3 Wochen.
Der untere Grenzwert der Norm beträgt 12 ng/ml (30 nmol/l) . Er stellt auch die Schwelle zum sogenannten sekundären Hyperparathyreoidismus dar. In diesem Fall bildet der Körper vermehrt das Nebenschilddrüsenhormon, Parathormon genannt, mit ungünstigen Effekten auf das Skelett- und Herzkreislaufsystem. Für eine optimale Versorgungslage sollten Werte zwischen 20 und 30 ng/ml (50 und 75 nmol/l) angestrebt werden. Hierfür ist je nach Sonnenexposition und Alter normalerweise eine tägliche Zufuhr von 800-2000 IE Vitamin D erforderlich (Quellen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Dachverband Osteologie). 40 IE Vitamin D entsprechen 1 µg Vitamin D. Ein hohes Vorkommen an Vitamin D findet sich in Fettfischen wie Makrele und Hering, aber auch in Eiern, Pilzen und Milch. Über die Ernährung alleine ist eine ausreichende Vitamin D-Versorgung aber schwierig, zudem ist eine tägliche Sonnenexposition der Haut (Ganzkörperbestrahlung über 15-30 Minuten) für die Verstoffwechselung erforderlich. Aufgrund der individuellen Lebensumstände ist ein Vitamin D-Mangel deshalb nicht selten. Eine tägliche Ergänzung mit 1000 IE (25 µg) kann den Vitamin D-Spiegel um ca. 10 ng/ml (25 nmol/l) erhöhen . Eine Wiederholung der Bestimmung von 25(OH)-Vitamin D ist 3 Monate nach Therapiebeginn möglich zur Kontrolle, ob die Dosis adäquat ist und um einen optimalen Spiegel ganzjährig sicherzustellen.


Weitere Informationen zu Vitamin D finden Sie hier.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein hat eine Information zur Verordnungsfähigkeit veröffentlicht:

KVNO Verordnungsinformation Vitamin D

Selen:
Der Ausgleich bei Selenmangel
fördert die Wundheilung und unterstützt das Immunsystem. Zur besseren Therapieverträglichkeit von Strahlen- und Chemotherapien kann auch in dieser Zeit Natriumselenit eingesetzt werden. Bei Lymphödemen ist eine langfristige Einnahme nutzbringend.

Am Tag vor einer Chemo- oder Strahlentherapie kann beispielsweise die Einnahme von 900 µg Selen erfolgen (bezogen auf normalgewichtige Personen mit einwandfreier Nierenfunktion), an den Behandlungstagen und zwischen den Behandlungen die Einnahme von 300 µg, z. B. Cefasel 300®.

Für die Langzeitbehandlung wie etwa in der
Krebsnachsorge oder zur Dauertherapie eines Lymphödems eignen sich wieder Dosierungen zwischen 100 und 200 µg pro Tag.

Um Überdosierungen mit möglichen negativen Folgen oder Unterdosierungen zu vermeiden, sind begleitend zur Einnahme Selenbestimmungen im Blut ein- bis zweimal pro Jahr zu empfehlen. Es sollte ein Selenspiegel im Serum zwischen 100 und 130 µg/l angestrebt werden.


Weitere Informationen zu Selen finden Sie hier.

Zink:
Zink ist für ein einwandfrei funktionierendes Immunsystem unverzichtbar. Als Signalmolekül beeinflusst Zink die Aktivität mehrerer verschiedener Immunzellen und bremst Entzündungsreaktionen. Zink ist außerem ein wichtiger Bestandteil von antioxidativen Enzymen und wirkt dadurch Zellschädigungen durch freie Radikale entgegen. Auch die Wundheilung wird gefördert.
In Laborversuchen war Zink in der Lage, den programmierten Zelltod von Tumorzellen zu beschleunigen. Studien zeigten, dass die Gabe von Zink während einer Krebstherapie zu einer besseren Gewichtszunahme und geringeren Infektionsrate führt. Außerdem fördert Zink die Wundheilung. Gerade nach größeren Oprationen ist die Einnahme von Zink daher hilfreich. Im Rahmen der Krebsnachsorge wird eine Dosierung von 10 mg pro Tag empfohlen.

Weitere Informationen zu Zink finden sie
hier.

Enzyme:
Bromelain und Papain (Rohextrakte aus der Ananas und Papaya) sind pflanzliche, Eiweiß spaltende Enzyme. Experimentell wurden immunologische, antiinfektiöse, antitumorale und antimetastatische Aktivitäten nachgewiesen. Entzündungshemmung und Ödemreduktion sind seit langem bekannte Effekte. Klinische Untersuchungen zeigten durch eine Verminderung von Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapien einen positiven Einfluss auf die Immunitätslage und Lebensqualität onkologischer Patienten. Zur Verfügung stehen z. B. Bromelain-POS® und Wobenzym® Plus.

Lektine:
Das in der Schleimhaut ansässige Immunsystem des menschlichen Organismus ist insbesondere unter Chemo-, Strahlen und Antihormontherapien angegriffen. In der Folge kann es zu gravierenden Nebenwirkungen wie Schleimhauttrockenheit und Gelenkbeschwerden kommen. Lektine sind Proteine, die Kohlenhydrate spezifisch binden. Pflanzliche Lektine aus Erbsen (Pisum sativum) oder Linsen (Lens culinaris) aktivieren das schleimhautassoziierte Immunsystem, stimulieren Schleimhautzellen und förden die Sekretion von Gelenkschmiere. So können sie solche Nebenwirkungen mildern.

Leitlinie Komplementärmedizin Stand 2024
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