Enddarm-Erkrankungen

Schwangerschaft - Erkrankungen - Enddarm-Erkrankungen

Enddarm-Erkrankungen in und kurz nach der Schwangerschaft sind sehr häufig.

Vor allem Hämorrhoiden machen den Schwangeren zu schaffen. Wegen der schwangerschaftsbedingten Kontraindikationen gegen zahlreiche Medikamente und Maßnahmen sowie der hohen spontanen Rückbildungsrate nach der Entbindung steht die konservative Therapie im Vordergrund. In zwei Dritteln der Fälle treten die Hämorrhoidalbeschwerden während der Schwangerschaft und nach der Geburt erstmals in Erscheinung. Es werden 4 Hämorrhoidengrade beschrieben. Während die Vorwölbungen in Grad 1 nur proktoskopisch sichtbar sind, können Hämorrhoidalpolster von Grad 2 und 3 beim Pressen prolabieren. Erst bei Grad 4 bleiben die Hämorrhoidalpolster dauerhaft außerhalb des Analkanals. Die Therapie besteht in Stuhlregulierung, sorgfältiger Analhygiene und bei zwingender Indikation kurzfristiger Anwendung von sogenannten Proktologika.
Gegen das Jucken und Brennen bei entzündeten Hämorrhoiden bzw. den damit verbundenen Analekzemen setzt man bei eher trockener Haut Zinksalbe oder bei nässender Haut auch bis zu zwei Wochen lang als pflanzliche Alternative Hamamelissalbe mit dem Wirkstoff Zaubernuss (z. B. Posterine® Salbe oder Faktu® lind, beide rezeptfrei)  ein.
Bei unzureichender Wirksamkeit stehen auch noch entzündungshemmend wirkende  Salben (z. B. Postericort®, rezeptpflichtig) zur Verfügung.
Zur Linderung stärkerer Schmerzen und auch Juckreiz eignet sich Posterisan® akut als Salbe oder Zäpfchen, rezeptfrei.
Nach dem Abklingen der Akutsymptome können pflegende und schützende Wirkstoffe wie Jojoba-Öl und Bienenwachs (z.B. in Posterisan protect®) die Abheilung gereizter Haut fördern. Sie schirmen sie vor Feuchtigkeit ab und bilden einen Gleitfilm. Im Idealfall verlängern sie die beschwerdefreie Zeit.
Da sich die Hämorrhoiden innerhalb von drei Monaten nach der Geburt überwiegend spontan zurückbilden, ist eine operative Therapie frühestens nach diesem Intervall zu empfehlen.

Mehr als 30 % aller Schwangeren erleiden im letzten Drittel der Schwangerschaft Perianalvenenthrombosen. Die Analvenenthrombose ist Folge eines Thrombus in den venösen Geflechten des Plexus ani externus und somit im Bereich des Anoderms lokalisiert. Da die Thrombose häufig von einem stauungsbedingten Begleitödem umgeben ist, erscheint der tastbare "Knoten" zumeist größer als die tatsächliche Thrombose. Therapieziel ist die schnelle Schmerzreduktion. Bei nicht mehr ganz frischen oder bereits in Rückbildung befindlichen Thrombosen reichen lokale Kühlung und Anwendung von Antiphlogistika bzw. Analgetika aus. Bevorzugtes Schmerzmittel ist Paracetamol. Diclofenac und Ibuprofen dürfen nur bis zum Ende des zweiten Schwangerschaftsdrittels verabreicht werden. Bei großen, gekammerten und sehr schmerzhaften Perianalvenenthrombosen bringt die Spaltung mittels Skalpell in der Regel rasche Besserung. Dies ist aber nur dann sinnvoll, wenn die Thrombose „frisch“ ist, d. h. weniger als 48 Stunden besteht und der aktuelle Leidensdruck den zu erwartenden Wundschmerz deutlich übersteigt.

Auch Analfissuren mit heftigen Schmerzen und hellrotem Blut im Stuhl kommen bei Schwangeren häufig vor, meist als Folge von Verstopfung. Neben der schnellen Schmerzreduktion kann möglicherweise ein hoher Schließmuskeltonus durch Analdehner gesenkt werden (z. B. Dolo Posterine® N Salbe mit Analdehner, rezeptpflichtig). Es empfehlen sich stuhlregulierende Maßnahmen (Ballaststoffe, ausreichende Trinkmenge) und warme Sitzbäder mit Kamillenlösungen sowie als zu bevorzugendes Schmerzmittel Paracetamol. Auch Analtampons, die Lokalanästhetika (z. B. DoloPosterine® N Haemotamp, rezeptpflichtig) enthalten, sind kurzfristig in Erwägung zu ziehen.

Bei bzw. nach jeder zehnten Entbindung kommt es zum Hämorrhoidalvorfall, zur Thrombosierung von Analvenen und gelegentlich zur monströsen Anschwellung von Marisken (nicht reponierbaren Analfalten) durch starke Ödembildung. Fast immer sind diese Komplikationen durch Kühlung und Anwendung von Antiphlogistika konservativ innerhalb von einer Woche zu beheben. Kurzfristig kann Diclofenac, längerfristig dagegen Ibuprofen verabreicht werden.
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