Voraussetzung für die Diagnose eines Wachstumsproblems des Feten ist die Kenntnis des exakten Schwangerschaftsalters mittels Menstruationsvorgeschichte und Vorliegen eines Messwertes der Scheitel-Steiß-Länge zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche. Durch die Messung von Bauchumfang, Kopfumfang und Oberschenkelknochenlänge im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel wird das Wachstum der Feten im Mutterleib dann kontrolliert. Aus diesen Werten kann man auch ein Schätzgewicht ermitteln. Die Werte werden in Normbereichskurven in Bezug zu den Werten von altersgleichen Feten gesetzt und das Wachstum in sogenannten Perzentilen angegeben. Auffällig klein sind Werte für den Bauchumfang oder das Schätzgewicht unterhalb der 10. Perzentile. Eine 10. Perzentile bedeutet, dass 90 % der Werte anderer Feten größer und nur 10 % kleiner sind.
Feten unterhalb der 10. Perzentile werden als
SGA ("small for gestational age")-Feten
bezeichnet. Kommt es zudem zu einem dopplersonographisch erhöhten Widerstand in der Nabelschnurarterie (A. umbilicalis) oder den Gebärmutterarterien (Aa. uterinae) oder einer zu geringen Fruchtwassermenge (Oligohydramnion), so spricht man von einer
fetalen Wachstumseinschränkung (intrauterine growth restriction, IUGR). Ca. 50-60 % der SGA-Kinder haben eine IUGR.
Die fetale Wachstumseinschränkung ist ein der Hauptursachen für Totgeburten, Frühgeburtlichkeit, neonatale Todesfälle und neonatale Erkrankungen.
Hierbei wird eine symmetrische von einer asymmetrischen Form unterschieden. Bei der symmetrischen Form sind bereits im zweiten Schwangerschaftsdrittel Kopf- als auch Bauchumfangparameter gleichermaßen zu klein. Als Ursache kommen beispielsweise
Chromosomenanomalien
(z. B. Trisomie 13, 18, Triploidie),
fetale Fehlbildungen
(insbesondere Herzfehler, Bauchspalten oder Zwerchfellhernien),
Infektionen
(Röteln, Cytomegalie, Varizellen, Toxoplasmose),
exogene Faktoren
(Nikotin, Alkohol, Drogen, Medikamenteneinnahme der Schwangeren) oder
Umweltfaktoren
(Strahlenexposition, chronischer Nahrungsmangel) in Betracht. Allerdings können auch genetisch kleine, aber gesunde Feten kleiner Eltern ein Wachstum zeigen, das unterhalb der 10. Perzentilenkurve verläuft. Die asymmetrische Form manifestiert sich im letzten Schwangerschaftsdrittel mit einem relativ normalen Schädel- aber abnehmenden Rumpfwachstum. Sie ist häufig Folge einer Mangelversorgung durch den Mutterkuchen z. B. bei
schwangerschaftsinduzierter Hypertonie
(SIH), Autoimmunerkrankungen oder
Thrombophilie. Hier kann bei Messungen im Normbereich eine Abweichung vom bisher perzentilenparallelen Wachstum ein erstes Hinweiszeichen für eine beginnende IUGR sein.