- Therapie der Endometriose des Bauchfells: Sie erfolgt über eine Bauchspiegelung. Ziel der Therapie sollte eine möglichst komplette Entfernung aller Herde sein.
- Therapie der abgekapselten Endometriosezyste des Eierstocks: Die Bauchspiegelung
ist auch hier die Methode der Wahl. Sie besteht in der Extraktion der durch eine Kapsel abgeschlossenen Zyste oder der Verödung des Zystengrundes. Beide Methoden sind ähnlich effektiv und weisen ein Rezidivrisiko von 5-10 % auf. Die alleinige medikamentöse Therapie ist unzureichend und wird nicht empfohlen.
- Therapie der Adenomyosis uteri: Die Entfernung der Gebärmutter
stellt eine effektive Therapieform dar.
- Therapie der tiefen infiltrierenden Endometriose: Die Problematik der sogenannten tiefen infiltrierenden Endometriose liegt in einem häufigen Mitbefall von Darm, Harnblase und Harnleiter. Therapie der Wahl ist auch hier die Entfernung der Endometriose. Diese kann u.a. durch Bauchspiegelung oder Bauchschnitt
erfolgen. Da jedoch häufig Patientinnen mit Kinderwunsch betroffen sind, bei denen der Organerhalt oberstes Gebot ist, muss die Radikalität oft eingeschränkt werden. Das Ausmaß des Eingriffes ist zudem immer gegen die unvermeidliche Rezidivneigung abzuwägen. Die Gabe von GnRH-Analoga (Substanzen, die die Produktion von Sexualhormonen reduzieren) vor und/oder nach der Operation wird nicht generell empfohlen, da deren Effektivität nicht bewiesen ist.
Hormonelle Therapie:Eine hormonelle Therapie kann erfolgen, wenn eine Operation nicht gewünscht wird oder um Rezidiven vorzubeugen. Eingesetzt werden können hier eine Gestagenmonotherapie, eine Hormonspirale, eine einphasische Antibabypille oder bei ausgeprägter Endometriose ein GnRH-Analogon.
Bei den
einphasischen Antibabypillen
haben sich niedrig dosierte Präparate mit Levonorgestrel oder Desogestrel oder auch der
Vaginalring
bewährt. Eine Langzeiteinnahme mit einer durchgehenden Einnahme wird in Bezug auf Schmerzreduktion, Hygiene und Lebensqualität als positiv empfunden. Die Wirksamkeit ist einer Therapie mit Gestagenen oder GnRH-Analoga zwar unterlegen, Antibabypillen bzw. der Vaginalring zeigen jedoch auch ein deutlich niedrigeres Spektrum an Nebenwirkungen. Bei Durchbruchblutungen unter Langzeitanwendung von Antibabypillen können 2x1 Tablette täglich für die Dauer der Schmierblutungen (+1 Tag länger) genommen werden, um dann zur einmaligen Einnahme zurückzukehren. Nachteilig ist, dass die Anwendung dieser Verhütungsmittel als Off-Label-Use erfolgen muss.
Die
systemische Gestagenmonotherapie
erfolgt als Dauertherapie mit 2 mg Dienogest in Tablettenform (
z.B. Visanne®), alternativ kommen die
Dreimonatsspritze
und das
Hormonstäbchen Implanon NXT® in Betracht. Es treten zumindest in den ersten 3 Monaten häufig Durchbruchblutungen auf. Bei Blutungsstörungen unter Anwendung von 2 mg Dienogest und einer doppelten Endometriumdicke über 5 mm ist eine Verdoppelung der Dosis über 4-8 Wochen möglich. Liegt die doppelte Endometriumhöhe unter 5 mm, ist es möglich eine siebentägige Einnahmepause vorzunehmen oder 1 mg Estradiol täglich über 7 Tage zu substituieren. Als weitere Nebenwirkungen sind Gewichtszunahmen und Wassereinlagerungen, Akne, Hitzewallungen, Libidoverlust, Spannungsgefühle in der Brust, Stimmungsschwankungen und Kopfschmerzen möglich.
Als
lokale Gestagenbehandlung
zeigt das Levonorgestrel-freisetzende
Intrauterinsystem Mirena® aufgrund deutlich geringerer systemischer Gestagenkonzentrationen weniger Nebenwirkungen. Die lokale Gestagenwirkung scheint insbesondere auf unmittelbar benachbarte Endometrioseherde wie die Endometriosis genitalis interna ausgesprochen effektiv zu sein.
Um bei Einsatz von
GnRH-Analoga
eine Stimulation der Eierstockfunktion zu vermeiden, sollte die erste Injektion in der Mitte der Gelbkörperphase erfolgen. Da es unter dieser Therapie zu Östrogenmangelerscheinungen wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, aber auch Kopfschmerzen, Scheidentrockenheit und Gewichtszunahme sowie zu einer signifikanten Abnahme der Knochendichte kommt, sollte immer eine Begleitmedikation zur Beseitigung der östrogenmangelbedingten Nebenwirkungen in Form von über die Haut verabreichten Östrogenen (Add-back-Therapie mit dem Ziel einer Serumkonzentration um 30-40 pg/ml E2) erfolgen sowie die Einnahme eines Kalzium- und Vitamin D3-Präparates erwogen werden. Aus den gleichen Gründen sollte die Therapiedauer 6 Monate nicht überschreiten. GnRH-Analoga eignen sich bei Patientinnen mit sehr starker Endometriosesymptomatik ohne aktuell möglicher operativer Therapiealternative. Sie werden auch postoperativ eingesetzt, wenn eine Sterilitätsbehandlung geplant ist.
Schmerztherapie:In der Praxis besteht die Therapie der Endometriose-assoziierten Schmerzen zunächst in der Gabe von sogenannten Antiphlogistika. Es fehlt allerdings der wissenschaftliche Nachweis einer Effektivität bei der Endometriose. Die Verordnung von anderen Schmerzmitteln wie z. B. Opioiden sollte nur bei Patientinnen mit chronischen Schmerzzuständen und nach Prüfung aller anderen therapeutischen Möglichkeiten sowie in Kooperation mit Schmerztherapeuten und eventuell einem Psychotherapeuten erfolgen.
Kinderwunsch:Eine Suppressionstherapie mit GnRH-Analoga bei Patientinnen mit ausgeprägter Endometriose hat einen günstigen Einfluss auf die Erkrankung und die Schmerzen, jedoch keinen nachgewiesenen fertilitätssteigernden Effekt nach Absetzen im Hinblick auf den Eintritt einer Spontanschwangerschaft. Eine drei- bis sechsmonatige Vorbehandlung vor einer Sterilitätsbehandlung in einem Kinderwunschzentrum (künstliche Befruchtung) führt hingegen zu einer Verbesserung der Schwangerschaftsrate.
Links:Endometriose-Liga
- Europäisches Endometriose Informations-Center
Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V.
- Organisation selbstbetroffener Frauen, Liste zertifizierter Endometriosezentren
AWMF-Leitlinie
- Diagnostik und Therapie der Endometriose