Wechselwirkungen

Gynäkologie - Arzneimittel & Naturheilmittel - Wechselwirkungen

Wechselwirkungen zwischen Sexualsteroiden wie Antibabypillen oder Wechseljahrshormonen und anderen Arzneimitteln können einerseits dadurch bedingt sein, dass durch die Begleitmedikation die Wirksamkeit der Steroide verändert wird. Zum anderen können aber auch Sexualsteroide Einfluss auf die Wirkung anderer, gleichzeitig verabreichter Medikamente haben. Diese Wechselwirkungen können sowohl eine Verstärkung als auch eine Abschwächung des Effektes des jeweiligen anderen Medikamentes zur Folge haben.

Pharmakokinetische Wechselwirkungen werden dadurch verursacht, dass ein Arzneimittel die Aufnahme, Verteilung oder Ausscheidung eines anderen beeinflusst.
Mögliche Arzneimittelinteraktionen zwischen Sexualsteroiden (insbesondere Antibabypillen) und anderen, gleichzeitig angewandten Medikamenten
Arzneimittel Mechanismus Mögliche Folgen
Antiepileptika:
Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenytoin, Primidon, Ethosuximid, Topiramat, Felbamat, Phenobarbital
Diese Arzneimittel fördern die Verstoffwechselung der Sexualsteroide - Abbau der Sexualsteroide erhöht  Durchbruchblutungen, Schwangerschaft
Lamotrigin, Valproinsäure Estrogene fördern die Verstoffwechselung - Abbau der Antiepileptika erhöht  Vermehrt epileptische Anfälle 
Antidepressivum:
Johanniskraut
Dieses Arzneimittel fördert die Verstoffwechselung der Sexualsteroide - Abbau der Sexualsteroide erhöht Durchbruchblutungen, Schwangerschaft
Antibiotika:
Penicilline, Cephalosporine, Tetrazykline, Neomycin, Sulfonamide
, Metronidazol, Nitrofurantoin
Abtötung von verstoffwechselnden Darmbakterien - Aufnahme von Estrogenen im Körper reduziert  Durchbruchblutungen, Schwangerschaft 
Tuberkulostatika:
Rifampicin, Rifabutin
Diese Arzneimittel fördern die Verstoffwechselung der Sexualsteroide - Abbau der Sexualsteroide erhöht  Durchbruchblutungen, Schwangerschaft
Antimykotikum:
Griseofulvin
Dieses Arzneimittel fördert die Verstoffwechselung der Sexualsteroide - Abbau der Sexualsteroide erhöht Durchbruchblutungen, Schwangerschaft
HIV-Therapeutika:
Ritonavir, Ritonavir-Boosterpräparate, Nevirapin

Diese Arzneimittel fördern die Verstoffwechselung der Sexualsteroide - Abbau der Sexualsteroide erhöht Durchbruchblutungen, Schwangerschaft 
Adsorbentien:
Medizinische Kohle, Colestyramin u.a.

Aufnahme der Sexualsteroide im Körper reduziert  Wahrscheinlich ohne klinische Relevanz
Antiemetikum:
Aprepitant
Dieses Arzneimittel fördert die Verstoffwechselung der Sexualsteroide - Abbau der Sexualsteroide erhöht Durchbruchblutungen, Schwangerschaft
Bei pharmakodynamischen Wechselwirkungen beeinflussen die Arzneimittel dieselben Zielorgane. Sie sind relativ selten und können z. B. darauf beruhen, dass
  • Sexualsteroide bei gleichzeitiger Anwendung von oralen Antidiabetika tendenziell die Glukosetoleranz reduzierendie Wirkung von blutgerinnungshemmenden Mitteln durch Estrogene vermindert wird
  • die Lebertoxizität bei gleichzeitiger Gabe von Cyclosporin A und Sexualsteroiden erhöht wird.
Management bei Steroid-Wirkminderungen von Antibabypillen:
Bei kurzfristiger, gleichzeitiger Gabe eines Medikaments, bei deren Anwendung eine Wechselwirkung, die zu einer verminderten Wirkung von Sexualsteroiden führen kann, gesichert ist, kommt im Falle der Einnahme einer Antibabypille die zusätzliche Anwendung von Kondomen in Frage. Derartige Vorsichtsmaßnahmen sollten während der Zeit der Einnahme des interagierenden Medikaments und mindestens über weitere 7 Tage darüber hinaus eingehalten werden. Falls das Absetzen des Medikamentes in den letzten 7 Tagen vor dem oder im pillenfreien Intervall erfolgt, sollte die Pillenpause ausgelassen und die Antibabypille über zwei Zyklen hinweg, d. h. zwei Packungen hintereinander, im Langzyklus eingenommen werden. Bei längerfristiger Gabe  sollte eine Antibabypille mit hoch dosierter Gestagenkomponente (doppelter Ovulationshemmdosis) gewählt werden, um die Gestagenwirkung auf den Gebärmutterhalsschleim auszunutzen. Auch sollte auf ein Tabletten-freies Intervall verzichtet werden. Ein Monitoring kann anhand der möglichen Durchbruchblutungen erfolgen. Bei häufigen, schweren bzw. verlängerten Durchbruchblutungen sollte nach Abfangen der Blutungen eine Hormon- oder Kupferspirale eingesetzt werden, da dann keine Wechselwirkungen zu erwarten sind. Auch bei sehr langer Komedikation sollte mit einer Spirale verhütet werden. Hierbei ist insbesondere zu bedenken, dass die Wirkminderung nach dem Absetzen der auslösenden Substanz noch über bis zu 4 Wochen anhalten kann.

Interaktionen zwischen NSAID und Antihypertensiva:
  • Am stärksten interagierende NSAID: Indometacin, Piroxicam und Naproxen
  • NSAID mit einem mittleren Effekt auf den Blutdruck: Ibuprofen, Diclofenac, Rofecoxib und Celecoxib
  • Keine signifikante Blutdruckerhöhung: Acetylsalicylsäure. Dies gilt auch im Fall einer bereits vorliegenden Hypertonie
Interaktionen mit Statinen: Am häufigsten interagieren Statine mit folgenden Wirkstoffen
  • Fibrate (besonders Gemfibrozil)
  • Azol-Antimykotika
  • Amiodaron
  • Makrolid-Antibiotika (vor allem Erythromycin und Clarithromycin, jedoch nicht Azithromycin)
  • Proteaseinhibitoren (z. B. Ritonavir)
  • Kalziumkanalblocker (besonders Verapamil und Diltiazem)
Interaktionen zwischen Protonenpumpenhemmern und Schilddrüsenhormonen:
  • Die Wechselwirkungen zwischen L-Thyroxin und Omeprazol oder Pantoprazol können eine Dosiserhöhung des Schilddrüsenhormons erforderlich machen; obwohl PPIs eine 24-h-Wirkung haben, ist hier eventuell die Einnahme des PPIs vor dem Abendessen und nicht wie üblich vor dem Frühstück zu bevorzugen
  • Bei gleichzeitiger Verordnung von L-Thyroxin-Präparaten mit Antazida sollte auf einen zeitlichen Abstand von vier Stunden zwischen der jeweiligen Einnahme geachtet werden
Gyrasehemmer (Chinolone):
  • Fluorchinolone wie Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin oder Oxifloxacin verlängern die QT-Zeit, ebenso wie Citalopram, Quetiapin und andere Antidepressiva, Pregabalin, Risperidon und weitere Psychopharmaka, Amiodaron und andere Antiarrhythmika
  • Die potenzierende Wirkung auf die QT-Zeit und dadurch möglicherweise auftretende Rhythmusstörungen können Patienten gefährden

Wechselwirkungen von Arznei- und Nahrungsmitteln:


Calcium-haltige Lebensmittel:

Milch, Milchprodukte, Calcium-angereicherte Fruchtsäfte und Calcium-reiche Mineralwässer können mit folgenden Arzneistoffen interagieren: Schilddrüsenhormonen (Symptome einer Hypothyreose wie Müdigkeit, Gewichtszunahme und Kälteintoleranz), Bisphosphonaten (je nach Einsatzgebiet zum Beispiel verminderte Knochendichte und Hypercalciämie), Gyrasehemmern und Tetracyclinen (verminderte antimikrobielle Wirksamkeit und damit Therapieversagen). Deshalb solte der Abstand der Einnahme mindestens 2 bis 3 Stunden betragen und die Einnahme der Medikamente sollte mit Leitungswasser erfolgen.


Koffein-haltige Nahrungsmittel:

Kaffee, Tee, Cola, Mate, Energy Drinks und größere Mengen Bitterschokolade können mit folgenden Arzneistoffen interagieren: Clozapin (mögliche Verstärkung von Wirkung und Nebenwirkungen; bei einer Koffeinkarenz nach längerem Koffeinkonsum verminderte Wirksamkeit möglich), Gyrasehemmer namens Enoxacin, unter bestimmten Voraussetzungen auch Ciprofloxacin und Norfloxacin (die Folge der Wirkverstärkung von Koffein sind Erregung, Unruhe, Schlaflosigkeit, Halluzinationen).


Grapefruit und Pomelo:

Grapefruit und Grapefruitsaft können mit folgenden Arzneistoffen interagieren: Wirkungsverstärkung von Calciumantagonisten des Nifedipin-Typs (Nifedipin und Nitrendipin) sowie Verapamil, Cholesterinsenkern (Atorvastatin, Lovavastatin, Simvastatin), Immunsuppressiva (Ciclosporin, Tacrolimus, Everolimus und Sirolimus), Ivabradin, Ivacaftor, Lomitapid, Ranolazin, Colchicin, Terfenadin; Wirkungsabschwächung von Aliskiren, Bilastin, Fexofenadin, Celiprolol (evtl. Atenolol); Verminderte Aktivierung von Cylophosphamid und Ifosfamid.


Echte Lakritze:

Lakritze mit Extrakt aus der Süßholzwurzel kann mit Antihypertensiva, insbesondere kaliuretischen Diuretika interagieren: Mögliches Auftreten einer Hypokaliämie (Serum-Konzentration <3,5 mmol/l) mit Muskelschwäche, Hyporeflexie, Somnolenz, und typischen EKG-Veränderungen mit der Gefahr von Herzrhythmusstörungen. Zudem ist ein Blutdruckanstieg möglich.

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