Ursachen und Therapieoptionen bei übermäßiger Schweißproduktion, Hyperhidrose genannt, und unangenehmem Körpergeruch:
Das Schwitzen gehört zu den wichtigen Körperfunktionen, es wird zur Regulation, Normalisierung der Körpertemperatur genutzt und im Rahmen der sexuellen Orientierung als Aktivierungssignal. Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Arten: das thermoregulatorische und das emotional bedingte Schwitzen und auch die Art der Schweißdrüsen, welche in ekkrine und apokrine Schweißdrüsen unterteilt werden.
Die Mehrzahl der Schweißdrüsen ist vom ekkrinen Typ. Sie produzieren ein dünnflüssiges Sekret. Sie sind über den gesamten Körper verteilt mit der höchsten Dichte im Bereich der Achseln, der Handflächen und der Fußsohlen. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Thermoregulation.
Apokrine Schweißdrüsen findet man vor allem in der Achselhöhle und in der Urogenitalregion. Diese Duftdrüsen werden ab der Pubertät mit Beginn der Steroidbildung aktiv und sezernieren ein visköses Sekret. Sie sind für den „persönlichen“, manchmal auch für den unangenehmen Geruch verantwortlich.
Zunächst ist die Körperflüssigkeit, der Schweiß als solches, geruchsneutral. Der typische Geruch entsteht dann, wenn eine bakterielle Besiedlung vorhanden ist und die dadurch entstehenden bakteriellen Abfallprodukte führen dann zu einem Geruchsbild. Die bakterielle Besiedlung kann sich im Laufe des Lebens oder durch äußere Einflussfaktoren ändern. Zusätzlich werden, wie oben schon beschrieben, in der Achselhöhle aus den spezifischen Drüsen Hormone abgegeben, die sowohl genetisch verschieden (männlich/weiblich) als auch populationsunterschiedlich zur Erscheinung kommen können. Dazu kommen Faktoren wie Alter, Medikamente und Erkrankungen, die Einflussgrößen sein können. Diese Faktoren werden dann zu einem individuellen Körpergeruch, die dem eigenen, ganz persönlichen Geruchsbild entsprechen.
Als mögliche Krankheitsursachen für verstärktes Schwitzen (Hyperhidrose) werden z. B. folgende Gründe diskutiert:
- Phäochromozytom
- Hypopituitarismus
- Hyperthyreose
- Klimakterische Hyperhidrose (Wechseljahre)
- Medikamentöse Hyperhidrose (z. B. Salicylsäure, Hormone, Parasympathomimetika, Beta-Blocker, Kortikosteroide)
- Hypoglykämie (bei Diabetes mellitus)
- Malignome
- Chronische Infekte
- Übergewicht
- Neurologisch bedingte Hyperhidrose
- Psychisch bedingte Hyperhidrose, emotionale Hyperhidrose
Der Unterschied im Geschlecht ist durch die apokrinen Drüsen determiniert. Hier werden mit Beginn der Pubertät unterschiedliche Hormone auch für den geschlechtsspezifischen Geruch wichtig. Es konnte gezeigt werden, dass die Ovulation Einfluss auf die Geruchsattraktivität hat. Hier sind vor allem die Östrogene in der follikulären Phase zu nennen. Aber auch Androgene haben einen Einfluss auf das Geruchsbild und werden im Rahmen der Sexualmedizin/Kommunikation als starke Einflussfaktoren diskutiert.
Das Geruchsbild von Frauen kann sich im Rahmen einer hormonellen Umstellung verändern, wenn sich die Verhältnisse der Hormone zueinander, aber auch insgesamt die Hormonquantität anders darstellen, z. B. im Rahmen der Wechseljahre.
Gegen Schwitzen beziehungsweise Schweißausbrüche ist in der Regel keine ärztliche Therapie erforderlich. Meist reichen bei starkem Schwitzen Eigenmaßnahmen zur Behandlung aus:
Hier werden als pflanzliches Mittel Salbei (Dragees und Tee) genannt, um die Schweißbildung über eine Veränderung der Drüsenfunktion zu reduzieren. Ebenfalls kommen Antitranspirantien in Frage, die es als Puder, Cremes oder Lösungen (z. B. mit Aluminiumverbindungen oder Methenamin) gibt. Der Effekt ist ein Zusammenziehen der Drüsen und damit eine geringe Schweißbildung. Helfen diese selbst anzuwendenden Maßnahmen nicht gegen das Schwitzen, besonders bei Hyperhidrose, können ärztliche Behandlungen in Betracht gezogen werden. Dies erfordert eine dermatologische und kosmetische Diagnostik und Beratung über die Therapieoptionen (konservativ/operativ).
Mit Deodorants und desinfizierenden, abakteriellen Seifen kann zwar kein Einfluss auf die Schweißmenge erfolgen, aber abakterielle Seifen können die Bakterien und damit die bakterielle Zersetzung des Schweißes beeinflussen und zu einer Geruchsverbesserung führen. Gerade die immer wieder diskutierten Aluminiumverbindungen sind die vor allem für die Verhinderung der Geruchsbildung verantwortlich. Die Verwendung von aluminiumfreien Deos führt in der Regel zu einer Veränderung des Geruches in der Achselhöhle und möglicherweise zu einer Zunahme der bakt. Aktivität und damit der unerwünschten Geruchsbildung.
Eine ungünstige Veränderung der Hautflora in den Achselhöhlen unter Verwendung von Antitranspirantien wird diskutiert. Diese Änderung der bakteriellen Zusammensetzung kann dann zu einem verstärkten Geruch führen. Eine antibakterielle Waschlotion als Kurmaßnahme (4 bis 6 Wochen lang) mit z. B. Octenisan® und das komplette Absetzen von Deos/Antitranspirantien kann deshalb auch helfen.
Praxistipps bei unangenehmem Achselgeruch:
- Rasur der Achselbehaarung (Verhinderung der bakteriellen Besiedlung)
- Verwendung einer abakteriellen Waschlotion
- Für ganz wichtige Situationen ggf. aluminiumhaltige Deos
- Immer mal wieder Pausieren der axillären Hygieneartikel, um eine Normalisierung der bakt. Flora zu ermöglichen